Kontakte knüpfen beim Steckerlfisch

Kontakte knüpfen beim Steckerlfisch

Tausende Menschen feiern auf dem Schlossplatz in Neuhausen gemeinsam die Bierwecketse. Nach der Corona-Zwangspause pflegen die
Vereine wieder ihr vorbildliches Gemeindeleben. Das dreitägige Fest bietet auch die Chance, die vielen neuen Einwohner zu integrieren.

(EZ vom 25.07.2022 - Text Elisabeth Maier / Fotos: Ines Rudel)

Mit prall gefüllten Körben waren die Kinder und Jugendlichen des Musikvereins auf dem Schlossplatz in Neuhausen unterwegs. Sie verkauften Bierwecken.
Nach diesem traditionellen Gebäck, das mit Kümmel und Malz hergestellt wird, ist die Bierwecketse benannt. Tausende Gäste kamen von Freitag bis Sonntag zu der großen Hocketse, die Hunderte von freiwilligen Helfern möglich machen. So viele Menschen aus den Vereinen, die ein Fest gestalten – nach drei Jahren Pause feierte die Fildergemeinde wieder gemeinsam.

Ein Motor dieses einmalig vielseitigen Gemeindelebens ist die straff organisierte Arbeitsgemeinschaft der Neuhausener Vereine (ANV): Von der Stromversorgung über das Bühnenprogramm
stemmten die Mitglieder alles selbst. Nach der langen Pause wegen der Pandemie war zu spüren, wie sehr sich die Menschen danach sehnten, wieder zu feiern. Bei dem Fest der Fildergemeinde, die wegen der neuen Wohngebiete auf 12 000 Einwohner angewachsen ist und die mittelfristig weitere 1000 Menschen dazugewinnen soll, geht es auch um Integration.
Bei strahlendem Sommerwetter feierten nicht nur ehemalige Schulklassen aus Neuhausen ihr Wiedersehen. Gerade die jungen Familien, die ins Wohngebiet Akademiegärten gezogen sind, knüpften Kontakte. Wolfgang Jaudas, der die Spielstraße des Fördervereins „Zukunft für Kinder“ betreute, freute sich, dass Jungen und Mädchen auch aus unterschiedlichen Kulturen zwanglos miteinander Spaß hatten. Das Miteinander klappe in der katholisch geprägten Gemeinde.

Damit ein Vereinsfest mit Tausenden Besuchern reibungslos läuft, braucht es ein eingespieltes Team. Darauf darf Hans Bayer, Vorsitzender der ANV, bauen. 300 Helferinnen und Helfer waren an dem Wochenende allein für den Vereinsring im Einsatz. Dazu kamen die vielen Freiwilligen, die an den Ständen der Vereine Dienst schoben. Am Spülmobil gingen die Gemeinderäte fremd
arbeiten und übernahmen Schichten. Damit Teller, Gabeln und Löffel wieder rechtzeitig an die Stände kommen, bedarf es einer aufwendigen Logistik. „An der Spülstraße muss jeder Handgriff sitzen“, sagt Peter Haid, denn sonst gebe es lange Wartezeiten. Gemeinsam mit Milan Mladjen hat er ein Konzept ausgetüftelt. Auch bei anderen Vereinsfesten, die das Spülmobil buchen, ist Peter Haid im Einsatz. Mit seiner ruhigen Art entspannt er die Lage, wenn die Helferinnen und Helfer nicht weiter wissen.

Für manchen Ärger sorgten die langen Warteschlangen am Stand der ANV. Das lag nicht am Leerlauf beim bestens eingespielten Kassenteam. „Weil das Finanzamt fordert, dass wir bei elektronischen Kassen mit Chips arbeiten, hat das den finanziellen Rahmen gesprengt“, schildert Sarah Rubin die Lage. Aus Kostengründen habe man nur zwei Kassen anschaffen können. „Da wünschen wir uns mehr Unterstützung und Verständnis für das Ehrenamt“, sagt Rubin, die zum Planungsteam der Großveranstaltung gehört. Die meisten Gäste nahmen die unfreiwillige Pause lässig. Sie nutzten die Zeit, um zu plaudern. Uschi Haid vom der ANV bedauerte, dass sich deutlich weniger Helferinnen und Helfer fanden als in den Vorjahren. „Manche Schichten haben wir nicht voll bekommen.“ So schoben manche doppelte Einsätze. Sie hofft, dass bei der Bierwecketse in zwei Jahren wieder mehr Leute mitmachen. Gerade für die neuen Einwohner sei das eine
gute Möglichkeit, beim Arbeiten Kontakte zu knüpfen.

Mit Raphaela Schaller vom Musikverein haben sich Haid und Rubin um das Programm gekümmert. Am Familiensonntag gehörte die Bühne dem tänzerischen und musikalischen Nachwuchs.
Bestens klappte die Strom- und Wasserversorgung auf dem Schlossplatz. Da darf die ANV auf den Elektromeister Lothar Rothmund und auf Markus Dobmayer bauen, der sich um das Wasser kümmert. Bei den Auftritten der Neuhausener Bands Fivfish und Red Chuckz, die Cover Songs spielten, tanzten viele vor der Bühne. Mit einer grandiosen Lightshow vor der Kulisse des Oberen Schlosses und des Filderdoms brachten die Red Chuckz die Stimmung zum Kochen.

Breit war das gastronomische Angebot. Eberhard Pfleghar stand mit seiner Schalmeienkapelle Fläggabätscher am Grill. Steckerlfisch und Gemüseteller haben bei den Fasnetsmusikern Tradition. „Mein Vater Hermann war Vorsitzender des Angelvereins, den es in Neuhausen gab“, sagt Pfleghar, der die Bierwecketse mit organisiert. An die Tradition knüpft er an. Um die Wartezeit bis zur nächsten Fasnet zu verkürzen, spielten die Fläggabätscher auf dem Platz.

Bilder: Rudel (Peter am Spülmobil, Ebi Pfleghar und seine Steckerlfisch, Rapha, Uschi und Sarah - die Programm-Chefs).

Peter und das Spülmobil...Ebi am SpießUschi, Sarah und Rapha

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